Haus, Wohnung oder Gewerbe, wie unterscheiden sich die Verkehrswertgutachten nach Immobilientyp?
Der entscheidende Faktor bei allen Immobilientypen ist neben der Fläche und dem Grad der Modernisierung immer die Lage. Nachgefragte Gegenden mit guter Anbindung und Infrastruktur erzielen bessere Preise als Objekte in strukturschwachen Räumen. Auch nicht unerheblich auf den Wert sind Lasten und Beschränkungen im Grundbuch
Aber auch der Immobilientyp bestimmt den Bewertungsansatz in einem Verkehrswertgutachten.
Verkehrswertgutachten für ein Haus (Einfamilien-/Zweifamilienhaus)
Bei einem Haus findet hier ein Mischverfahren aus Sachwert und Vergleichswert statt. Die Rendite ist meist nur entscheidend, wenn das Objekt als Investition gekauft wird.
Verkehrswertgutachten für eine Wohnung (ETW/WEG)
Zusätzlich findet bei einer Wohnung meist auch das Vergleichs- oder Ertragswertverfahren Anwendung. Entscheidend sind hier vor allem Teilungserklärung, Rücklagen, Instandhaltungszustand der Anlage, Hausgeldstruktur, Mieten und Sondernutzungsrechte.
Verkehrswertgutachten für ein Büro
Im Vordergrund steht das Ertragswertverfahren. Bewertungsrelevant sind Mietverträge, Restlaufzeiten, Indexierungen, “Incentives”, Leerstand und Neuvermietungsrisiken. Wichtig sind zudem Drittverwendungsfähigkeit, Flächenzuschnitt, technische Qualität (Heizung/Klima/IT), Barrierefreiheit und ESG-Aspekte. Mikrolage, ÖPNV-Anbindung und Angebot im Teilmarkt beeinflussen Rendite und Liegenschaftszins.
Verkehrswertgutachten für Industrie (Produktion/Light Industrial)
Je nach Spezialisierungsgrad Ertragswert mit Obsoleszenzabschlägen oder kombiniertes Vorgehen. Bewertet werden Produktionslayout, Energie- und Medienversorgung, Emissionen, Genehmigungen, Deckenlasten, Kranbahnen und Restnutzungsdauer. Standortlogistik, Arbeitskräfteverfügbarkeit und Umnutzbarkeit wirken stark auf Risiko und Wert.
Verkehrswertgutachten für Sonderimmobilien (Hotel, Pflege, Bildung, Freizeit)
Typische Betreiberimmobilien. Fokus auf Pacht- oder Mietverträgen, Betreiberbonität, Auslastung, Ertragskennzahlen (z. B. RevPAR, GOP) und Vertragslaufzeiten. Marktposition, Regulierung und Objektstandard prägen den Kapitalisierungszins. Häufig sind spezielle Bewertungsansätze und vertiefte Betriebsanalysen erforderlich.